Donnerstag, 26. Mai 2011

'Nächster Halt: Westpark. Umsteigemöglichkeiten zur U3 und U4. Bitte rechts aussteigen.' Menschenmassen. U-Bahn. Rauf. Geradeaus. Links. Westpark. Links. Berg runter. Geradeaus. Wieder links. Dann in die Wiese, weg vom eigentlichen Weg. Geradeaus. Über den Zaun. Rechts. 'Hey, na alles klar?' Er stand schon da und wartete. 'Klar, bei dir?' 'Wie immer. Ich komm klar' 'Gut.. Zigarette?' 'Klar, danke'. Feuerzeug. Ziehen. Ausatmen. Schweigen. Die Luft ist schwül. Es hatte vorher geregnet, aber leider hatte der Regen die Hitze nicht weggespült. Schritte. Wir gehen zu den Bahngleisen. Ritual. Setzen uns hin. Schweigen immernoch. Dann wieder Regen. Starker Regen. Es ist immernoch warm. Eklig warm. Wir gehen unter die Brücke. Setzten uns hin. Schweigen. Die Zigarette ist mittlerweile schon verraucht. Dann sitzen wir so da. Sehen den S-Bahnen zu. Schweigen. 'Hast du Gras da?' 'Wenn du kommst schon aus Prinzip. Du kommst doch nur deswegen.' Lächeln. Er dreht uns nen Joint. Feuerzeug. Ziehen. Ausatmen. 'Hast du das gehört? Mit Jana und Milan? Sind nicht mehr zusammen..' 'Hm.. wo's doch immer die große Liebe bei den beiden ist.' Lächeln. Schweigen. Ich liebe das. Einfach in Ruhe nebeneinander sitzen. Keine überflüssigen und nervigen Fragen. Einfach nur gemeinsam schweigen und so dasitzen. Ich weiß, dass er seine Probleme hat und er weiß, dass ich meine Probleme habe. Ich weiß nicht welche genau er hat und er weiß nicht welche genau ich habe. Aber das ist gut so. Wir wissen wenig voneinander, aber trotzdem kennen wir uns so gut.. Er erzählt nicht gerne von sich. Er ist nicht gerne mit Menschen zusammen, nur mit wenigen. Ich wunder mich jedes Mal auf's neue, wieso er sich mit mir abgibt. Er hört seinen Freunden immer zu, aber da ich auch nicht gerne von mir erzähle, schweigen wir. Er ist ein ziemlich netter Typ. Ich denke dran, mir eine 'Bevor ich sterbe' Liste anzulegen. Punkt 1: Ihm sagen, dass er ein absolut korrekter Junge ist und ich ihm vom ganzen Herzen ein gutes Leben wünsche. Manchmal sehen wir uns an und lachen ein bisschen. Dann sehen wir wieder den S-Bahnen zu und hängen unseren Gedanken nach. 'Hast du Heroin?' Keine Ahnung, wieso ich das frage. Ich hab nicht mal darüber nachgedacht ihn das zu fragen. Ich habe gar nicht bemerkt, dass ich ihm die Frage gestellt habe. Vor allem war sie sinnlos. Ich weiß, dass er Heroin hat. 'Hab ich, wieso?' 'Ich weiß nicht.' 'Hm..' Schweigen. Ewiges Schweigen. Irgendwann stehen wir auf und gehen wieder. Ein paar Meter von uns stehen zwei Polizisten. Der eine lächelt uns an. Ein warmes Lächeln. 'Hallo, na. Alles ok bei euch?' Wir gehen gerade an ihnen vorbei und der eine, der so nett gelächelt hat fängt ernsthaft an mit uns zu reden. Einfach nur so. 'Hallo, alles bestens. Bei Ihnen?' Engelsstimme. Das ist automatisch so. Mit fremden Menschen rede ich immer mit meiner süßen, fröhlichen Engelsstimme. Der Polizist würde niemals von mir denken, dass ich gerade geraucht, geschweige den gekifft habe. 'Kann nicht klagen. Wünsch euch noch nen schönen Tag.' 'Danke, Ihnen auch.' Dann stehn wir  unten bei den U-Bahnen. 'Wenn du mal was willst, dann komm einfach vorbei, ok?' 'Hm.. was?' Ich weiß grad gar nicht wovon er spricht. 'Heroin, mein ich. Du bist immer herzlichst eingeladen..' 'Oh, achso.' Idiot. Was tat er da? Er konnte mir doch kein Heroin anbieten? Er kennt mich. Er weiß, ich würde es sofort annehmen. Aber noch nicht jetzt. Es ist noch zu früh.. Heroin steht erst bei 45 Kilogramm auf meiner Liste. 'Ok, danke. Ich werd drauf zurückkommen. Bald.' Sehr bald. 'Ok, komm einfach vorbei, wenn du mal wieder Lust hast, ja? Und pass auf dich auf.' 'Mach ich. Danke, du auch.' U-Bahn. Fahren. Aus dem Fenster schauen. Aussteigen. Atmen. Sich auf das Ende vorbereiten.

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